Buchempfehlung- „In den Häusern der Anderen“
Karolina Kuszyk: In den Häusern der Anderen. Spuren deutscher Vergangenheit in Westpolen
Verlag: Ch. Links VerlagVeröffentlichung: 11.10.2022
 ISBN: 978-3-96289-146-6, 400 Seiten, Hardcover Preis: 25 Euro
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 Im Oktober vergangenen Jahres erschien ein erstaunliches Buch in unserem Land. Darauf aufmerksam gemacht hat mich Hanna Szurczak, Chefin des kleinen Vereins „Tiliae“ in Liegnitz. Das Buch „In den Häusern der Anderen“ kam Ende 2019 in der polnischen Originalversion auf den Markt und erregte dort große Aufmerksamkeit. Es ist ein Buch, was so gar nicht in das verordnete Geschichtsbild Polens paßt und auch unsere Vorstellungen etwas durcheinanderbringt. Karoline Kuszyk, die Autorin des Buches, gibt uns einen Einblick in die Geschichte der Inanspruchnahme des ehemals deutschen Staatsgebietes durch Polen, die diese als „wiedergewonnene Gebiete“ bezeichneten. Das Buch erzählt, wie die Menschen Häuser, Wohnungen und Hausrat der geflüchteten und später vertriebenen Deutschen übernahmen. Sie beschreibt, wie die neuen Bewohner damit fremdelten oder Geschäfte machten, was sie sich dabei fühlten und dachten und wie sie sich mit dem fremden Eigentum arrangierten. Wir erfahren, daß die neuen Bewohner mit vielen vorgefundenen Dingen nichts anfangen konnten, es ihnen fremd war. Wir lesen, daß die polnische Regierung sich das fremde Eigentum von den „Neuen“ nach der Schätzung durch eine Kommission bezahlen ließ. Man erfährt, wie unterschiedlich mit dem Vorgefundenen verfahren wurde. Da wurde brutal zerstört oder mit Abscheu genutzt oder so sorgsam damit umgegangen, damit man es den Besitzern bei Wiederkehr ordentlich zurückgeben kann. Der Leser erfährt vom schauderhaften Umgang mit den hinterlassenen Friedhöfen, die verwüstet und deren Grabsteine für allerlei Bauvorhaben eingesetzt wurden. Im Buch findet man auch sehr nachdenkliche Stellen, etwa, als die neuen Bewohner noch die warme Suppe der Deutschen vorfanden. Karolina Kuszyk ist eine Nachgeborene dieser Zeit, die selbst mit diesen Hinterlassenschaften bewußt oder unwissend aufgewachsen ist. Sie hat bei der Arbeit an ihrem Buch mit vielen Menschen gesprochen, in Archiven gesucht sowie andere Quellen genutzt. Es ist ein wahrhaft schönes Buch, unaufgeregt und ehrlich geschrieben. Kuszyk stellt sich auf keine Seite, beschreibt aber deutlich das Kritikwürdige. Es gibt zwei, drei kurze Stellen im Buch, die wie Fremdkörper wirken. Vielleicht waren sie nötig, damit dieses erscheinen konnte. Doch trüben diese den Gesamteindruck nicht. Inzwischen gibt es eine kleine Renaissance der deutschen Überbleibsel. Auf Flohmärkten erzielen diese gute Preise und das „Alte“ wird geschätzt.                                                                                                                                                                                                                                                            Ich empfehle das Buch von ganzem Herzen, schon lange hat mich ein Buch nicht mehr so berührt.
F.S. 28.2.2023

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