Das Boberhaus in Löwenberg/Schlesien ist unvergesslich

Mehrfach konnten wir unsere Verbundenheit mit jenem zunächst „Landhaus Zwirner“, danach „Alumnat Fichteneck“ und schließlich „Boberhaus“ genannten Gebäude (Foto 1), 1910 vom Apothekerehepaar Max und Elisabeth Zwirner als Bauherren veranlasst und vom Architekten Professor Hans Poelzig in Löwenberg geschaffen, ausdrücken. Einerseits erwuchs unsere Hochachtung vor dem pädagogischen Konzept jener einzigartigen Jugendeinrichtung in Trägerschaft der Schlesischen Jungmannschaft ab 1926. Ashampoo_Snap_2022.12.09_06h09m13s_008_Andererseits sind es die reichhaltigen Erfahrungen, die hier junge Menschen um Helmuth James Graf von Moltke (1907 bis 1945) ungeachtet unterschiedlicher Weltanschauungen Ende der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts bei der Vorbereitung freiwilliger Arbeitslager für Arbeiter, Bauern und Studenten gewannen. Diese Erkenntnisse gehörten Jahre später zum Fundament des antifaschistischen Kreisauer Kreises – überaus mutige Widerstandskämpfer, die vorausschauend bereits über die Neuordnung Deutschlands nach Hitlers unausbleiblichem Untergang nachdachten, als unzählige Deutsche weiterhin den nationalsozialistischen Parolen folgten. Jedem „Kreisauer“ war bewusst, dass jenes Engagement mit dem Tod geahndet würde, käme ihre konspirative Tätigkeit ans Tageslicht, was letztlich vielen - Moltke am 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee - so widerfuhr. In einem Brief aus dem Gefängnis nahm er deutlich Bezug auf seine Löwenberger Zeit: „… meine Studienzeit, die ich hauptsächlich den ersten Arbeitslagern (in Löwenberg) und den sozialen Schwierigkeiten des Gebietes Waldenburg gewidmet habe…“ heißt es am 28. Januar 1944. Im Abschiedsbrief vom 11. Januar 1945 an seine Ehefrau Freya sowie an seine Söhne Kaspar und Konrad lesen wir Moltkes ergreifenden Gedanken, dass nachträglich alle Umwege und alle Zickzackkurven seines Lebens ihren tiefen Sinn bekommen hätten, einen Sinn, der ihm sonst verborgen geblieben wäre: Kreisau, die (Löwenberger) Arbeitslager und nicht der NSDAP angehört zu haben. Helmuth James Graf von Moltke, ein evangelischer Christ, war zeit seines kurzen Lebens ein kühner Vordenker – zunächst als Gymnasiast in Schweidnitz und Abiturient in Potsdam, dann im Boberhaus Löwenberg als zielstrebiger Organisator der freiwilligen Arbeitslager und erst recht später als „geistiger Kopf“ des Kreisauer Kreises, der christlich-ethischen Lehre folgend. Moltkes schicksalhafte Verbundenheit mit dem Löwenberger Boberhaus und die bedauerliche Tatsache, dass auf dieses imposante Bauwerk über dem linken Boberufer lange Jahre nicht das Geringste hinwies, weil es im Februar 1945 vollständig niederbrannte, nahmen wir als Projektträger zum Anlass, um der Öffentlichkeit das einstige Boberhaus bewusst zu machen:  vier Erinnerungstafel im Löwenberger Stadtgebiet (Foto 2), detailgetreues Boberhaus-Modell 1:87 (Foto 4), 3D-Version für PC.Ashampoo_Snap_2022.12.09_06h10m48s_009_
Dem Familienbuch Zwirner ist eine Familienchronik des Bauherrn des Knabenalumnats „Fichteneck“ vorangestellt worden, wonach jener Max Erich Wilhelm Carl Zwirner 1863 in Groß Wartenberg, Regierungsbezirk Breslau, geboren wurde, dass er die Marie Clara Auguste Eckhardt heiratete und nach deren frühen Tod die Ehe mit Elisabeth einging. Er war Inhaber der Blücher-Apotheke in der Goldberger Straße in Löwenberg, die er zugunsten des Landhauses Zwirner am Stadtrand inmitten der Löwenberger Schweiz verkaufte. Würdigende Worte seien dem Architekten des späteren Boberhauses, Professor Hans Poelzig (1869 bis 1936; Foto 3),  gelten. Ashampoo_Snap_2022.12.09_06h12m12s_010_

Dass er das Löwenberger Rathaus 1905 umgebaut hat, lange Jahre Direktor der Breslauer Kunstakademie war und sich mit vielfältigen Arbeiten für Bauten zur Breslauer Jahrhundertausstellung zu Lebzeiten in Schlesien ein Denkmal gesetzt hat, ist bekannt. Zu Poelzigs ergebnisreichem Leben gehört jedoch auch, dass er ab 1916 in Dresden als Stadtbaurat mit Lehrauftrag an der Dresdner Kunstakademie wirkte. Erhalten geblieben sind in unserer Region die Talsperre Klingenberg, der Mosaikbrunnen im Großen Garten und das Lingner-Mausoleum. Andere Dresdner Entwürfe hingegen, etwa eine Stadthalle, eine Doppelschule oder eine Feuerwache, konnten nicht verwirklicht werden. Wichtigstes Vorhaben unseres deutsch-polnischen Förderkreises „Boberhaus – Dom nad Bobrem“ ist und bleibt der Wiederaufbau der beschriebenen Jugendeinrichtung. Ashampoo_Snap_2022.12.09_06h13m35s_011_
Kontakt: Werner Guder, Tel. 03 51 / 2 81 56 16; eMail werner.guder@gmx.de

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