n unbekanntes Soldatengrab in Lasisk- Bericht vom 16.09.2019

Ashampoo_Snap_2019.10.26_16h05m46s_004_

Rosa Lamm, 1934 geboren- links
Hedwig Giemza, 1931 geboren- Mitte
Karl Kozlik, 1932 geboren- rechts
Für den 16.09.2019 hatte unser Mitglied aus Groß- Strehlitz/OS eine Zusammenkunft mit Zeitzeugen zu einem Soldatengrab in Lasisk (Gemeinde Himmelwitz) organisiert. So trafen wir uns mit diesen zu einem Gespräch und zum Besuch des Grabes.
Karl Kozlik und Rosa Lamm erzählten von den Tagen um den 20. Januar 1945. Es herrschte starker Frost (ca.-30 Grad) und es lag ca. 20 cm Schnee. Im Dorf wohnten nur Kinder, Frauen und alte Leute. Die Männer befanden sich alle im Krieg. Nach dem Russeneinfall fanden die Jugendlichen aus dem Dorf fünf Leichen von deutschen Soldaten im Wald- Richtung Kolonowska. Sie waren erschlagen worden, nicht erschossen. Ihre Gesichter waren schlimm zugerichtet, sie waren barfuß. Die Russen hatten den jungen Soldaten die Stiefel und Strümpfe ausgezogen und mitgenommen.  Aus dem Dorf hatten die Russen auch fast alle Pferde kassiert. Es gab nur noch ein Pferd. Mit ihm und einem Wagen wurden die Toten aus dem Wald geborgen. Der damalige Ortsvorsteher Guzik war dabei und sicherte die Papiere und Erkennungsmarken der Soldaten. Papiere und Marken sind vermisst. Der Ortsvorsteher verwahrte sie, seine Familie wußte nicht wo. Durch die Polen wurde er später eingesperrt, gefoltert und kurz vor dem Tode entlassen. So blieb es ein Geheimnis, wo die Habseligkeiten der Soldaten geblieben sind. Die Mutter von Rosa Lamm war eine kluge Frau, wußte sehr viel und erzählte, daß ein Soldat aus Hamburg, einer aus Köln sei… Bei milderen Temperaturen wurde von den alten Männern und den Jugendlichen eine mindestens 2 m tiefe Grube gegraben. Das war wegen des sandigen Bodens nötig. Man mußte in festen Boden das Grab schachten. Vermutlich im März 1945 wurden die Soldaten dann begraben. Der Jugendliche Ewald Putzig (+) sprang dabei noch einmal ins Grab und zog den Soldaten Mützen auf die Gesichter, da sie schlimm anzusehen waren und keiner es fertigbrachte, den Soldaten die Erde auf die Gesichter zu werfen. Es war für alle Beteiligten sehr traurig, daß die Soldaten nicht im Sarg begraben werden konnten. Das Grab wurde verschlossen und anfänglich mit einem Holzkreuz gekennzeichnet, welches die Brüder von Karl Kozlik besorgten. Die jetzige Grabeinfassung und Kreuz wurde von Elisabeth Czetsch gespendet. Auf diesem Grab steht jetzt irrtümlich der Satz „Hier ruhen in Gott drei deutsche Soldaten- Opfer des Krieges, ermordet 1945 von der Roten Armee“. Es befinden sich nach übereinstimmenden Zeugenaussagen fünf Soldaten im Grab. Frau Lamm erzählte, daß man in den 1960-er Jahren die Soldaten bergen wollte und dort grub. Es wurde jedoch zu wenig tief gegraben, so wurden sie nicht gefunden. In der Zeit der polnischen Kommunistenherrschaft war das Grab dem Schuldirektor Habrat ein Dorn im Auge. Immer wieder äußerte er sich abfällig über die Deutschen und wollte von den Kindern wissen, wer das Grab pflegte. Keines verriet es ihm. Die deutsche Bevölkerung hielt zusammen. An einem Tag war das Grab mit Unrat bedeckt, die Blumen ausgerissen. Man vermutete den Schuldirektor hinter der Tat. Das Grab wurde sofort wieder gesäubert und bepflanzt. Gepflegt hat es all die Jahre Frau Rosa Lamm. Nach ihrer Ausreise nach Deutschland übernahmen es andere Dorfbewohner, vor allem aber Frau Czetsch.
Bei dem Zeitzeugengespräch war auch Frau Hedwig Giemza dabei. Sie erzählte, daß sie und ihre Tante Gertrud Koston auch die Leiche eines deutschen Soldaten fanden und begruben. Bei einem Besuch des Priesters haben sie ihm davon erzählt. Er hat sich das Grab angeschaut und daraufhin die Familie des Toten benachrichtigt (1946). Er wurde dann geborgen und überführt.
Die Dorfgemeinschaft hat auch einen fast erfrorenen deutschen Soldaten gerettet. Man versteckte ihn vor den Russen im Speicher von Lasisk. Jeden Tag wurde er von einer anderen Familie mit Essen, Trinken versorgt. Er brauchte lange Zeit zur Erholung. Ihm gelang dann die Heimkehr und er bedankte sich nach dem Krieg bei den Dorfbewohnern.
In Absprache mit den Zeitzeugen wollen wir das Grab dem „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ melden. Als Ansprechpartner wird unsere Silvia Koziolek- Beier fungieren. Der Volksbund wird sicher seine polnische Partnerorganisation mit der Umbettung beauftragen. Anschließend werden die sterblichen Überreste auf einem großen Sammelfriedhof des Volksbundes in Polen beigesetzt. Als LM Schlesien- LV Sachsen wollen wir die dann ehemalige Grablage erhalten und mit einer aktuellen Gedenktafel und einer neuen Sitzbank ergänzen. Eine Inschrift könnte lauten: „Im Gedenken an fünf unbekannte deutsche Soldaten, Opfer des Krieges, ermordet von der Roten Armee, geborgen und würdig bestattet von der Zivilbevölkerung in Lazisk, die über viele Jahrzehnte ihre Ruhestätte liebevoll pflegte, umgebettet am…. auf die Kriegsgräberstätte in…. Ruhet in Gott.“ Evtl. könnte man eine kleine Plakette mit den Sponsoren an der Rückseite anbringen. Vielleicht beteiligt sich Lazisk oder ein paar Privatpersonen aus dem Ort mit an den Kosten, die Pflege des Denkmals könnten junge Leute übernehmen….. Das wird aber schon wieder eine andere Geschichte.
Dresden, 19.09.2019
Friedemann Scholz

 

Landsmannschaft Schlesien
Landesverband Sachsen - Schlesische Lausitz e.V.

Logo-oben

 

Landsmannschaft Schlesien -Landesverband Sachsen/Schlesische Lausitz e.V.
Friedemann Scholz; Wöhlerstraße 22; 01139 Dresden; Telefon: 0351- 8482900; Fax: 0351- 8483071;
kontakt.lmslvsn@gmail.com

 


Randunten