Sibyllenort (Szczodre)- Sächsisch/ Schlesische Geschichte

Am 28. Juli 2020 trafen sich Vorsitzender und einige Vertreter der LM Schlesien/ LV Sachsen mit dem sächsischen Beauftragten für Vertriebene und Spätaussiedler, Dr. Jens Baumann, zu einem „Arbeitsgespräch“ im Innenministerium. Dabei wurden mehrere Projektvorschläge der LMS auf eine Realisierung geprüft. Es kamen u.a. die laufenden und zukünftigen Einsätze auf den ehemaligen evangelischen Friedhöfen in Giersdorf bei Bunzlau, Sibyllenort und Schreiberhau zur Sprache. Weitere Ideen betrafen die Teilnahme am „Tag der Sachsen“ sowie einem zukünftigen Büro in Görlitz. Ein weiterer lang gehegter Wunsch der LM Schlesien ist die Bereitschaft, bei der Revitalisierung des Schlossparks in Sibyllenort mitzuwirken. Hier wurden verschiedenen Ansätze und Möglichkeiten besprochen. Dr. Baumann stimmte mit uns überein, dass Sibyllenort ein geschichtsträchtiger Ort Sachsens und ein passendes Verbindungsglied zu Schlesien ist. In Sibyllenort starb 1932 der letzte sächsische König Friedrich August III. So wurden wir uns einig, die verantwortliche Gemeinde Langewiese (Dlugoleka) zu kontaktieren und ein Interesse an einer Zusammenarbeit zu erfragen. Frau Koziolek- Beier übernahm diese Aufgabe und stieß mit unserer Bereitschaft zur Partnerschaft in Langewiese auf offene Ohren. Die Gemeinde lud uns darauf hin zu einem Besuch am 14. September nach Sibyllenort ein.
Eine Delegation unter Leitung des Bürgermeisters Wojciech Blonski empfing Dr. Baumann und uns, als Vertreter der LM Schlesien, im Schlosspark zu einem ausgiebigen Rundgang. 2019 wurde der Park, ehemals 23000 Hektar Fläche, in einem ersten Abschnitt revitalisiert. Nach 1945 verwilderte er völlig und diente vor allem als Müllkippe und Spekulationsobjekt. Jetzt entstanden zwei große Spielplätze, ein Labyrinth, Sportplätze, Liegewiesen mit Ruhebänken, Plätze für Angler an den Wasserläufen und dem ersten wiederhergestellten Teich. Die eingefassten Wege säumen Informationstafeln, die leider nur in der Landessprache verfasst sind. Der Park spricht somit viele junge Familien an und wird sicher zukünftig für die Einwohner Breslaus ein lohnendes Ziel werden. Schließlich liegt Sibyllenort vor der Haustür der schlesischen Hauptstadt. Der Bürgermeister erläuterte seine weiteren Ausbaupläne für den Park. Dazu gehört ein Komplex mit Hotel, Gaststätten, Biergarten, der aber in der Hand der Gemeinde bleiben soll und verpachtet wird. Außerdem warten noch weitere Parkflächen auf die Revitalisierung. Ein großer „Schandfleck“ ist leider unübersehbar. Die Schlossreste des ehemaligen „Schlesischen Windsor“ und das dazugehörige Grundstück bieten einen traurigen Anblick. Die genannte Fläche befindet sich in privater Hand. Am Anfang der 1990-er Jahre an einen Italiener verkauft, ging das Grundstück über drei weitere Besitzer jetzt an einen Breslauer Eigentümer. Die Gemeinde möchte dieses gern wieder in ihren Besitz bringen und auch dort investieren. Im übriggebliebenen Theaterflügel des Schlosses könnten dann Eigentumswohnungen entstehen. Außerdem gibt es Pläne, ein paar Anbauten im Stil des ehemaligen Schlosses zu realisieren. Sechs Prozent des ehemaligen Schlosses sind mit dem Theaterflügel also noch sichtbar. So kann man die wahre Größe dieses verlorenen Schlosses nur erahnen. Solange das Schlossgrundstück noch in privater Hand ist, können die Ideen der Gemeinde und auch unsere Vorschläge zur Gestaltung der Fläche nicht umgesetzt werden. Gedacht hatten wir an eine große Informationstafel, die die ehemalige Größe des Schlosses zeigt oder auch die Hilfe bei der Rekonstruktion des großen Springbrunnens an der ehemaligen Schlossmitte. Laut Aussage des Bürgermeisters würden alle erforderlichen Leitungen noch vorhanden und funktionstüchtig sein. Im Park befindet sich noch ein paar weitere Denkmale. Ein Kriegerdenkmal des ersten Weltkrieges steht im Wald in der Nähe des Besucherparkplatzes. Die Tafeln mit den Namen der Gefallenen und weitere Teile wurden entfernt. So steht nur noch der Obelisk. Im Teil des Parkes, der dem Staat gehört, findet man auch das Denkmal für König Albert I von Sachsen, was ihm seine Frau Carola an seinem Lieblingsplatz anlässlich seines Todes 1902 errichten ließ. Auch dieses Denkmal und sein Umfeld sind stark restaurierungsbedürftig. Das wäre als ein Projekt unserer Landsmannschaft mit Hilfe von Fördermitteln des Freistaates denkbar.Ashampoo_Snap_2020.09.21_05h47m47s_020_
Zu erwähnen sind einige wuchtige alte Eichen im Park von Sibyllenort. Diese Bäume erhielten, laut Überlieferung, von Friedrich August III die Namen von früheren Hofbeamten. Mit ihnen unterhielt er sich bei seinen Spaziergängen. Dichtung oder Wahrheit?
Nach dem informativen und beeindruckenden Rundgang durch die wiederhergestellten Parkflächen lud der Bürgermeister noch zu einem Mittagessen in ein nahegelegenes Hotel ein. Dabei tauschten wir Eindrücke aus und erfragten, in welcher Form wir unterstützen könnten. Ungewöhnlich war die Entgegnung des Bürgermeisters. Er sagte: „Beim ersten Besuch spricht man nicht über Geld. Man lernt sich kennen. Projektideen sollen in Ruhe konkretisiert werden und bei einem zweiten Besuch erörtert werden“. So werden wir uns im Oktober wieder zusammensetzen und einen Vorschlag für ein erstes Projekt erstellen.
Die Gemeinde Langewiese (Dlugoleka), zu der Sibyllenort gehört, zählt übrigens 30000 Einwohner und hat die flächenmäßige Größe von Breslau.
Die anwesenden Mitglieder der LM Schlesien überreichten zum Abschluß des Gesprächs Herrn Bürgermeister Blonski ein Buch über den letzten sächsischen König Friedrich August III. Darin wird ausführlich auch sein langjähriger Aufenthalt im Schloß Sibyllenort beschrieben.          Unser besonderer Dank für den gelungenen Tag gilt an dieser Stelle noch einmal unserem Mitglied Silvia Koziolek- Beier für Ihre Arbeit. Sie hat nicht nur den Kontakt zu Bürgermeister und Verwaltung hergestellt, sondern auch sämtliche Übersetzungsarbeiten im Vorfeld und am Tag übernommen. Herzlichen Dank auch an Herrn Dr. Jens Baumann für seine Unterstützung und Zustimmung zu unserer Projektidee. Wir sind dankbar, daß unser angedachtes Engagement in Sibyllenort überzeugen konnte.

F. Scholz

 

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