VII Kulturfestival der deutschen Minderheit in Polen am 10.9.2022

Zum bereits siebenten Mal fand in der Breslauer Jahrhunderthalle dieses so wichtige Ereignis statt. Es ist die größte, zyklische Veranstaltung der deutschen Minderheit in Polen.

Trotz Schirmherrschaft über das Festival durch den Präsidenten der Republik Polen, Andrzej Duda, und des Bundespräsidenten Steinmeier, wurde dieses Ereignis in der deutschen Presselandschaft kaum thematisiert. Wenn überhaupt, berichteten lediglich einige regionale Medien darüber. Ein Trauerspiel an Interesse und Wertschätzung, vor allem wenn man weiß, daß die größte deutsche Minderheit außerhalb der Landesgrenzen in Polen anzutreffen ist. Diese pflegt die deutsche Kultur, repräsentiert sie würdig und leistet einen enormen Beitrag zur Völkerverständigung. Stiefmütterlicher behandelt ein Land seine größte Minderheit im Ausland wohl kaum.

Aber nun zur Veranstaltung. Mehr als 450 Künstler auf der Bühne und ca. 4000 Besucher aus Polen, Deutschland und anderen Ländern nahmen daran teil. Auch Vertreter unserer Landsmannschaft ließen sich dieses Ereignis nicht entgehen und reisten in die Landeshauptstadt Niederschlesiens, um dort ein ereignisreiches Wochenende zu verbringen.
Nach einem in deutscher Sprache gehaltenen ökumenischen Gottesdienst im übervollen Breslauer Dom, begann das Festival nach einigen Redebeiträgen mit zünftiger Blasmusik.

„Die deutsche Minderheit ist ein unverzichtbares Bindeglied – ein Brückenbauer – zwischen Polen und Deutschland. Sie erfüllt eine wichtige Funktion auf kultureller und zivilgesellschaftlicher Ebene. Durch die Kenntnis von Kultur und Sprache unserer beiden Länder sind die Angehörigen der deutschen Minderheit natürliche Brückenbauer der Verständigung“, äußerte in ihrer Rede die Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Natalie Pawlik.

Das Thema der Kürzungen für den Deutschunterricht als Minderheitensprache wurde in den Worten der offiziellen Redner hervorgehoben: „Das schadet den Kindern, aber mit dieser Politik fügt die polnische Regierung auch Polen und der europäischen Idee großen Schaden zu. Ich verstehe Ihre Empörung darüber, bedauere diese Entwicklung sehr und ich kann nur gemeinsam mit Frau Pawlik sagen, uns ist dieses Problem bewußt und wir werden tun, was in unserer Macht steht, damit das nicht das letzte Wort bleibt, sondern damit wir dafür eine bessere Lösung finden“, versicherte Dr. Thomas Bagger, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Polen, in seiner Rede.

Schöne Zitate, welche sich jedoch inhaltlich nicht in der deutschen Öffentlichkeit wiederfinden, geschweige denn thematisiert und von der Politik als gefühlt lästiges Anhängsel betrachtet und behandelt werden. Finanzspritzen können keine ernstgemeinte mentale Unterstützung ersetzen.
Zu Wort kamen auch Ryszard Galla, Abgeordneter im polnischen Sejm, Zuzanna Donath-Kasiura, Vizemarschallin des Marschallamtes der Woiwodschaft Oppeln, sowie Krzysztof Bramorski, Vertreter des niederschlesischen Marschalls.
Nach dem offiziellen Teil begann das künstlerische Programm auf der Hauptbühne. Das abwechslungsreiche Programm gestalteten Chöre, Tanzgruppen, Orchester und Musikbands, die die Vielfalt der deutschen Kultur, dargeboten von Jung und Alt, präsentierten.
Im Foyer der Jahrhunderthalle warteten auf die Teilnehmer des Festivals Organisationen der deutschen Minderheit und Partnerinstitutionen aus Polen und Deutschland. Mithilfe von Publikationen, Ausstellungen, Auftritten der Künstlergruppen stellten auf insgesamt 40 Ständen Organisationen ihre Tätigkeiten vor. Diese kamen nicht nur aus Polen, sondern auch aus Lettland, der Slowakei und aus der Ukraine.
Am Rande des Festivals konnten wir interessante Gespräche mit Gleichgesinnten u.a. aus Danzig, Ostpreußen und dem Glatzer Land führen. Ebenso war ein Erfahrungsaustausch in der grenzüberschreitenden Tätigkeit bei Revitalisierungsmaßnahmen deutscher Friedhöfe, Denkmäler etc. möglich. Das zeigt, daß man nicht allein auf weiter Flur steht und stimmt optimistisch für die Zukunft.
Das vielfältige Programm krönte der Auftritt der Schlagerstars Anna-Carina Woitschack und Stefan Mross. Mit ihren stimmungsvollen Liedern haben sie die Teilnehmer zum gemeinsamen Singen und Tanzen bewegt. Unter der Kuppel der Jahrhunderthalle wurden auch zahlreiche Schlesienfahnen geschwenkt, was beweist, daß noch immer eine große Identitätsverschmelzung mit diesem „zehnfach interessanten Land“ besteht. Ermutigend war auch, viele Familien mit ihren Kindern vor Ort zu sehen. Dies zeigt, daß das Interesse an Kultur, Brauchtum und Familiengeschichte auf fruchtbaren Boden fällt.

Breslau, wir kommen wieder!                                                                   Robert Wollny, 20.9.2022

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