chömberger Würstchen?
Als in der Märzausgabe der Zeitschrift „Schlesischer Gottesfreund“ ein wunderbarer Artikel über Schlesiens bekannteste Speisen erschien, wurde ich mal wieder neugierig. Besonders die Würste interessierten mich, hatte ich doch von den „Schömbergern“ und den „Schweidnitzer Kellerwürsteln“ noch nicht gehört. Oppelner, Jauersche und die schlesischen Weißwürste sind mir bekannt, doch die beiden erstgenannten? Ich bat als erstes in einem Leserbrief der Heimatzeitung „Schlesischer Gebirgsbote“ um Hinweise, was „Schömberger Würstel“ sind. Ich bekam tatsächlich drei Anrufe von Heimatfreunden, die mir viel Wissenswertes über diese Spezialität berichten konnten. Den drei Herren Rösner, Wittig und Schal möchte ich auf diesem Wege auch noch einmal herzlichen Dank sagen. Mit Herrn Schal habe ich dadurch noch einen Brieffreund gefunden, der mit seinen 99 Jahren eine wahre Fundgrube der Erinnerungen ist.
 Hier eine kurze Zusammenfassung meiner „Ermittlungen“ für Ihre Leser. Die „Schömberger“ sind Würste die über Tannenzapfen geräuchert wurden. Sie sind eine Art Bockwurst, aber kleiner und kommen paarweise auf den Teller. Erfunden hat sie 1834 Bernhard Springer von der Fleischerei Springer am Markt (Haus Nr. 16) in Schömberg. Ein anderer Anrufer schrieb die Erfindung einem Fleischermeister Reinhold Hoffmann, ebenfalls am Markt (Haus Nr. 11) ansässig, zu. Reinhold Hoffmann hatte in der Fleischerei Springer gelernt. Die Würstchen wurden ein Markenzeichen der Stadt, alle ansässigen Fleischereien boten sie in hoher Qualität an und wurden in alle Welt verschickt.Die Fleischerei Hoffmann spielte hier scheinbar eine dominierende Rolle. Nach der Vertreibung aus der Heimat soll die Familie komplett nach Kanada ausgewandert sein. Die Chefin ist jedoch mit einer Tochter wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Zum Rezept der „Schömberger Würstchen“ soll nur die Chefin und der Obergeselle Zugang gehabt haben. In Walsrode gab es bis 2014 eine Fleischerei Hoffmann. Ernst Hoffmann, später Reinhard (Enkel von Reinhold) Hoffmann stellten die Würstchen noch her. In den letzten Jahren aber nur noch für den Eigenbedarf im Familienverbund. Eine Herstellung für die gesamte Kundschaft lohnte wegen der hohen Produktionskosten nicht. Ernst Hoffmann verstarb 2014. Mit Reinhard Hoffmann habe ich zwischenzeitlich telefoniert. Er konnte mir das Rezept nicht verraten. Sein Vater hielt es nicht schriftlich fest sondern bewahrte es nur im Kopf.
 Auch die Witwe des Fleischermeisters Springer konnte mit Hilfe des Landeshuter Arbeitskreises ausfindig gemacht werden. Sie wohnt hochbetagt in Leipzig. Ein Rezept zum „Schömberger Würstel“ konnte auch sie leider nicht verraten. Dafür ließ sie durch Ihre Enkelin die beiden Bilder schicken.

Ashampoo_Snap_2020.06.26_07h21m27s_005_

Es wäre interessant zu wissen, ob das Rezept der Schömberger Berühmtheit noch irgendwo aufzutreiben ist.  Jetzt verkauft Adam Antas in den 12-Apostel-Häusern vor Ort die Würstchen eingeschweißt zum Mitnehmen. Es wäre interessant, nach welcher Rezeptur diese hergestellt werden.
Die geschichtlichen Daten scheinen gesichert. In einer Beilage zum „Landeshuter Tageblatt“ (Schlesische Heimat- Monatsblätter für Heimatfreunde und Heimatstolz, Nr. 8/ 1934) wird des 100- jährigen Geburtstages der Würstchen und seines Erfinders Springer gedacht.    Vielleicht kommen aus der Leserschaft Berichtigungen und Ergänzungen. Darüber würde ich mich sehr freuen. Ich habe die Zusammenfassung nach bestem Wissen und Gewissen erstellt.
Und welche Besonderheit sind „Schweidnitzer Kellerwürste“? Haben sie etwas mit der Gastwirtschaft im Breslauer Rathaus zu tun? Das ist die neue Frage. Helfen Sie mir dabei?

Friedemann Scholz

 

Landsmannschaft Schlesien
Landesverband Sachsen - Schlesische Lausitz e.V.

Logo-oben

 

Landsmannschaft Schlesien -Landesverband Sachsen/Schlesische Lausitz e.V.
Friedemann Scholz; Wöhlerstraße 22; 01139 Dresden; Telefon: 0351- 8482900; Fax: 0351- 8483071;
kontakt.lmslvsn@gmail.com

 


Randunten