Zweiter Friedhofseinsatz in Niederschlesien


Am ersten Novemberwochenende trafen sich einige Mitglieder unserer Landsmannschaft sowie deren Sympathisanten im niederschlesischen Giersdorf, um einen weiteren evangelischen Friedhof aus seinem Dornröschenschlaf zu befreien.

Das Dorf befindet sich in der Nähe von Bunzlau und ist durch seine, in der Architektur einzigartige, evangelische Kirche bekannt.
Der ellipsenförmige Bau aus dem frühen Klassizismus wurde zwischen 1796 – 97 von keinem geringeren als dem berühmten schlesischen Architekten Carl Gotthard Langhans erbaut und im Jahre 1872 durch einen Turmanbau erweitert. Im Inneren gab es sogar einen Kamin, welcher dem Adel in der Loge zugestanden war. Dies stellt einen äußerst seltenen Umstand für eine Kirche dar.


Die Kirche stand seit Kriegsende jedoch verlassen, war in einem äußerst ruinösen Zustand und drohte zu verfallen. Die Warschauer Stiftung „Twoje Dziedzictwo“ (Dein Kulturerbe) nahm sich dem Gebäude an und engagiert sich seitdem (mit anderen Stiftungen z.B Erika Simon) für deren Erhalt. Das Dach wurde repariert und einige Fenster auch schon eingesetzt, um das Gebäude vor Witterung und somit einem weiteren Verfall zu schützen. Mit der Stiftung „Dein Kulturerbe“ wurde der durchgeführte Arbeitseinsatz im Vorfeld abgestimmt.

Als wir den Friedhof, welcher unmittelbar nebenan gelegen ist, in den Morgenstunden das erste Mal in Augenschein nahmen, machte sich zunächst Ernüchterung breit. Der Anblick glich einem mitteleuropäischen Urwald und es stellte sich die Frage wo wir zuerst anfangen.

Nach Beratschlagung wurde sich entlang der südlichen Friedhofsmauer vorgearbeitet.
Mit Macheten und Astscheren konnte zunächst umfangreich ausgelichtet sowie Freiraum geschaffen werden, um dann die langsam hervortretenden Grabsteine von jahrzehntelanger Laubschicht zu befreien. Einige „Bewohner“ wurden hierbei aus ihrem bezogenen Winterquartier aufgescheucht. 

Nach anschließender Säuberung der Grabstellen machten wir uns daran die umgestoßenen Grabsteine wiederaufzurichten, zu säubern und ihrem ursprünglichen Standort zuzuordnen.
Leider ist von den bisher freigelegten Grabsteininschriften verhältnismäßig wenig erhalten, da diese nach Kriegsende minutiös zerstört wurden. Umso erfreulicher war es für die Anwesenden, daß doch der ein oder andere Grabstein im Original aufgefunden und durch das Aufstellen den Verstorbenen ein Stück Ehre zurückgegeben werden konnte.
Welch rohe Kräfte gewaltet haben müssen ist nicht nachvollziehbar, wenn man die Entfernung zwischen Fund - und Originalstandort einiger Grabsteine, aufgrund ihres zentnerschweren Gewichts, betrachtet.
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Jener Umstand stellte den Arbeitseifer der Ehrenamtler beim Wiederaufstellen weiterer Grabsteine vor eine enorme Probe. Mit Willenskraft, technischem Gerät und gemeinsamen Einsatz wurden jedoch auch diese Hürden genommen.
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Folglich konnte an beiden Tagen so gut wie der halbe Friedhof ausgelichtet und die ursprünglichen Sichtachsen freigelegt werden. Zudem konnte ein Teilstück komplett gesäubert und mit den vorhandenen Möglichkeiten wiederhergerichtet werden.

Demnach können alle Beteiligten Stolz auf das innerhalb der kurzen Zeit Erbrachte sein.
Schön wäre es für jene, wenn der ein oder andere Familienangehörige oder auch Gleichgesinnte darauf aufmerksam werden würde.

Eine tatkräftige Unterstützung bei der Fortführung derartiger Projekte ist grenzüberschreitend erwünscht. So kann jeder weitere Mitstreiter ebenso dazu beitragen den Verstorbenen ein gewisses Maß an Ehre zurück zu geben und ein Stück Kulturerbe wiederherzustellen.

Eine Kontaktaufnahme kann ganz einfach über die Ansprechpartner der Landsmannschaft, LV Sachsen erfolgen.

Robert Wollny

Landsmannschaft Schlesien
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