Rundbrief 2/ 2022                                             Dresden, 11.4.2022                                                                               
Liebe Mitglieder der Orts-, Kreis- und Stadtgruppen, liebe Einzelmitglieder unseres Landesverbandes der Landsmannschaft Schlesien!
Zu Beginn des zweiten Quartals sind nun endlich viele Einschränkungen unserer persönlichen Freiheit aufgehoben worden. Wir können wieder unbeschwert einkaufen gehen, Konzerte besuchen oder uns bei einem Restaurantbesuch verwöhnen lassen. Hoffen wir darauf, daß wir in unser normales Leben zurückfinden und keine neuen Beschränkungen im Alltag mehr nötig werden. Die zurückgewonnene Freiheit wird auch dem Vereinsleben guttun. Wir planen wieder langfristig und treffen uns persönlich in den einzelnen Gruppen.
Inzwischen laufen die Vorbereitungen für unseren Landesverbandstag am 30. April in Freiberg. Die Einladung und Tagesordnung sind Ihnen bereits zugestellt worden. Unser Vorstand wartet nun auf Ihre Rückmeldungen, damit wir im „Brauhof“ die benötigten Plätze reservieren können. In diesem Jahr stellt sich ein neuer Vorstand zur Wahl. Mit Ihrer regen Teilnahme geben Sie ihm ein starkes Mandat.
Nach der Ortsgruppe Pausa löste sich nun auch die Ortsgruppe Plauen auf.  Sie hatte ebenfalls nur noch sehr wenige Mitglieder, die alle schon 80 Jahre und älter sind. Die letzten beiden Jahre ohne persönliche Begegnungen und Veranstaltungen haben die Entscheidung zur Auflösung stark beeinflußt.  Wir danken der Ortsgruppe Plauen mit ihrer Vorsitzenden Gisela Wartmann für über 25 Jahre erfolgreiche Heimatarbeit. Alles Gute für die weitere persönliche Zukunft aller ehemaligen Mitglieder!
Bitte denken Sie an den Jahresbeitrag für unseren Landesverband. Bis zum Ende des ersten Quartals hat ein großer Teil unserer Mitglieder bereits gezahlt. Alle anderen bitte ich, das in den nächsten Tagen nachzuholen (LM Schlesien-LV Sachsen, IBAN DE63 8505 0300 3120 1577 15). 
Am 12. März nahm ich an einer Klausurtagung des Landesverbandes der Vertriebenen und Spätaussiedler in Knappenrode teil. Die Teilnehmer erhielten Informationen zum Baufortschritt des neuen Museums und der Begegnungsstätte. Die Büroräume des BdV, KV Dresden und des LVS müssen ab August aufgegeben werden. Derzeit wird nach einem neuen Bürostandort in Dresden gesucht. Wichtigstes Thema war aber die geplante Bildung von Regionalverbänden. Alle bestehenden Gruppen sollen dann dem jeweiligen Verband beitreten, ohne ihre Selbständigkeit zu verlieren. Hintergrund der Maßnahme ist das hohe Durchschnittsalter in den bestehenden Gruppen. In diesen finden sich kaum Mitglieder, die bei nötigen Vorstandswahlen Funktionen übernehmen. Die Vorstandsaufgaben für solche Gruppen soll dann die Führung des Regionalverbandes übernehmen. Damit wird die Auflösung von Mitgliedsgruppen verhindert und trotzdem auf die unterschiedliche Ausrichtung der kleinen Vereine Rücksicht genommen. Es gibt zwar eine „fremde“ Vorstandschaft, die aber im Sinne der vorstandslosen Gruppe handelt.
Im letzten Rundbrief berichtete ich von Martyna Halek, der Projektleiterin im Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit in Oppeln. Ihr letztjähriges Projekt „Archiv der erzählten Geschichte - Meine Heimat“ fand große Aufmerksamkeit. In diesem Jahr gibt es eine weitere Auflage dieses Projekts. Es geht um kleine Heimatgeschichten, die die Erinnerungen an die verlorene Heimat, den momentanen Zustand derselben usw. beschreiben. Vielleicht haben Ihre Eltern oder Großeltern etwas aufgeschrieben oder erzählt, was zur Veröffentlichung taugt. Es müssen keine spektakulären Geschichten sein. Erinnerungen an spezielle Dinge, die das Leben begleiteten, oder Erlebnisse in der alten Heimat und später bieten genügend Stoff für kleine Geschichten. Es wäre schön, wenn Frau Halek aus unserer Region ein paar kleine Beiträge zum Wettbewerb erhielte. Die benötigten Unterlagen finden Sie auf unserer Netzseite http://www.lm-schlesien-lvsn.de/Schlesien-aktuell/schlesien-aktuell.html Sie können Frau Halek auch direkt anschreiben (martyna.halek@haus.pl).
Bei einer ersten Zusammenkunft im Oktober 2021 in Niederschreiberhau zwischen der Stadtverwaltung Reichenbach am Eulengebirge/Dzierzoniow, dem Verein „TILIAE“ aus Liegnitz und Mitgliedern der LM Schlesien in Sachsen wurden Vorbereitungen getroffen, den evangelischen Friedhof in dieser mittelalterlich geprägten Stadt zu rekultivieren. Vom 25. bis zum 27. März 2022 fuhren Mitglieder der LM Schlesien in Sachsen und Freunde Schlesiens an den "Fuß des Eulengebirges", um erste praktische Schritte zu unternehmen. Die Übernachtung, Verpflegung der deutschen Gäste und die Bereitstellung der notwendigen Werkzeuge und Container organisierte die aktive und äußerst aufgeschlossene Stadtverwaltung Reichenbach am Eulengebirge. Im Gegensatz zu den meisten anderen Friedhöfen im historischen Ostdeutschland sind in dieser niederschlesischen Stadt noch eine Vielzahl von Grabsteinen erhalten, die aber von wild wucherndem Efeu " befreit", gereinigt und wieder aufgestellt werden müssen. Bei den ersten Arbeiten wurden die deutschen Teilnehmer von Vertretern der Stadtverwaltung, dem polnischen Verein aus Liegnitz und Einwohnern Reichenbachs tatkräftig unterstützt. Das empfinden wir als gelebte Versöhnung und überzeugender als große Worte der Politiker. Abgerundet wurde dieser Arbeitseinsatz am Sonntag - bei herrlichem Frühlingswetter - mit einer Stadtführung (Bericht Wilfried Müller). Damit konnte unser Landesverband bereits sein erstes Projekt in diesem Jahr erfolgreich verwirklichen. Unter den beiden folgenden Verweisen können Sie einen Fernseh- und einen Zeitungsbericht dazu ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=wmX0Iu48cSU und https://walbrzych.wyborcza.pl/walbrzych/7,178336,28270281,ich-dziadkow-stad-wysiedlano-oni-wracaja-dbac-o-groby-przodkow.html
Unser Mitglied Andreas Grapatin hat am 27. März den Vorsitz des Deutschen Freundschaftskreises (DFK) in Grünberg übernommen. Wir gratulieren ihm herzlich dazu und wünschen ihm Kraft und ein glückliches Händchen zu dieser großen Aufgabe. Herr Grapatin schickte im Anschluß den folgenden Text: „Am 27. März.2022 wurde der Vorstand des DFK Grünberg neu gewählt. Nachdem aus gesundheitlichen Gründen der bisherige Vorsitzende Herr Gustav Bernaczek nicht mehr angetreten ist, mußte die Neuwahl satzungsgemäß erfolgen. Unser Verein hatte seit seiner Gründung Anfang der 1990er-Jahre ein abwechslungsreiches Programm, und die Zahl der Mitglieder stieg spürbar an. Für die Verbandsarbeit wichtige Kontakte zu Stadtverwaltung, Marschallamt und Wojewodschaftsamt konnten aufgebaut und durch kollegiales Arbeiten stabilisiert werden. Der neue Vorstand besteht aus sieben Personen aus den Regionen Grünberg, Landsberg a.d. Warthe und Neusalz. Der neue Vorsitzende, Herr Andreas Grapatin, kommt aus der Region um Glogau. Die Zeiten ändern sich, aber der Anspruch bleibt bestehen, daß unser DFK eine Heimat für die Mitglieder und Interessierten an deutscher Sprache und Kultur in stürmischen Zeiten sein soll. Für die Arbeit besteht als Ziel, an bestehenden Terminen und Projekten, wie die Teilnahme an dem jährlichen Weinfest in Grünberg, festzuhalten. Neue Projekte müssen sehr genau geprüft und sicher finanziert sein, bevor diese angegangen werden können. Unsere Geschäftsstelle ist in einem bedauerlichen Zustand und keinesfalls repräsentativ für die Vertreter einer Kulturnation. Hier sind wir auf die Unterstützung zahlreicher Freunde in den deutschsprachigen Ländern angewiesen und auf das Entgegenkommen der Stadtverwaltung. Besonders gern würden wir mit den jeweiligen Landesverbänden der Schlesier im Freistaat Sachsen und dem Verband in Berlin/ Mark Brandenburg zusammenarbeiten. Hierfür können die Bundesmittel des §96 durch Projektpartner aus dem Bundesgebiet genutzt werden. Weitere Finanzierungen werden sicher in Zukunft zunehmend privaten Ursprungs sein müssen, da öffentliche Gelder stark zurückgefahren werden. Da wird unser Verband mit der Offenheit eines Empfängers gern auch mit Firmen und Organisatoren zusammenarbeiten. Denn die Region um Grünberg ist nicht nur Weinland, auch für touristische Unternehmen gibt es zahlreiche Investitionsgründe. Die Nähe zu Berlin und Cottbus, wie auch zu Görlitz, kann für Investoren eine gute Alternative für Firmenerweiterungen und Fachkräfteausbildung, mit sehr guten Lebensbedingen, sein. Und als Wohngegend bietet die Stadt mit ihren Weinbergen und dem Oderstrom der, an der Stadt vorbeifließt, herrliche Angebote an. Wir freuen uns auf Kontakte, Projekte, Unterstützung und vor allem auf Menschen, die auf Schlesien neugierig sind. Wir werden sie alle begeistern von unserer Heimat.“ (Text- Andreas Grapatin)
Unser Mitglied aus dem Erzgebirge machte auf zwei touristische Angebote aufmerksam. Das „Bildungswerk Johann-Amos-Comenius“, die Stiftung „Evangelisches Schlesien“ und die „Johann-Heermann-Stiftung“ (alle in Görlitz, Langenstr. 43, Telefon 035812-876682) ansässig, bieten in diesem Jahr wieder sehr interessante Exkursionen, Studienreisen und Freizeiten an. Bitte lassen Sie sich das Faltblatt mit den Angeboten zuschicken. Erhältlich ist es bei der oben genannten Adresse. Eine kurze Übersicht des Programms liegt dem Rundbrief als Anhang bei.
Für Eisenbahnfreunde gibt es in diesem Jahr ebenfalls wieder gute Angebote für Reisen in den Osten (u.a. Bahnen der polnischen Ostsee, Bahnportrait Warthe-Weichsel, Oberschlesien, Masuren, Hohe Tatra). Veranstalter ist hier Schade-Tours aus Steinigtwolmsdorf (www.schade-tors.de).
Als Abschluß unseres Rundbriefes möchte ich mit Ihnen noch folgende Geschichte teilen.
Ende Januar 2022 erhielt ich einen folgenreichen Anruf von Detlef Kittelmann aus Zwota im Vogtland. Herr Kittelmann ist ein inzwischen sehr bekannter Knoblauchzüchter. Vielen Menschen ist er aus der Sendung „Steimles Welt“ bekannt, in der er ausführlich vorgestellt wurde. Daran konnte ich mich dann auch wieder erinnern. Er hat eine eigene Sorte Knoblauch, „Barettas Sunshine“, gezüchtet, die im In- und Ausland sehr große Beachtung findet. Außerdem schrieb er ein eigenes Buch (Knoblauchriesen aus dem Vogtland- Erste Amateursorte Deutschlands), was er im Selbstverlag herausgibt und nun schon in der zweiten Auflage vertrieben wird. Soweit zur Vorgeschichte.
Herr Kittelmann bekam bei einem Besuch bei Freunden in Geising ein Buch der Schlesierin Barbara Strehblow geschenkt, was den Titel „Die Knoblauchschmiede“ trägt. Und die Hauptfigur dieser Erzählung trägt den Namen „Kittelmann“. Der Name und die Thematik machten ihn mehr als neugierig. So kam unsere Landsmannschaft ins Spiel. Seine vorrangigste Frage war, ob er gar unbekannte schlesische Wurzeln habe und der Name im Buch erfunden oder autobiographisch sei? Auch mein Interesse war nach dem langen und herzlichen Gespräch geweckt, obwohl ich bis dahin von Barbara Strehblow, Künstlername Erle Bach, wenig Notiz genommen hatte. Sofort begann ich mit der „Forschung“. Glücklicherweise ist das Internet bei solchen speziellen Erkundigungen ein guter Helfer.
Barbara Strehblow wurde 1927 in Hirschberg geboren. Sie entstammte einer alten Riesengebirgsfamilie. Die „Alte Erlebachbaude“ am Spindlerpaß war deren Lebensmittelpunkt. Diese spielt auch in ihrem Erzählband „Die Knoblauchschmiede - Schlesisches Mosaik“ immer wieder eine Rolle. Strehblow legte sich den Künstlernamen Erle Bach zu, eine Verbeugung vor ihrer Herkunft und den Kindheitserlebnissen in der Erlebachbaude. So lebte Schlesien nach ihrer Vertreibung weiter, im Dialekt, mit den alten Trachten, dem Können der alten Weißstickerei beim Trachtensticken mit ihren Erzählungen.
 Beim Recherchieren über Barbara Strehblow gerät man unweigerlich an die beiden Herren Ullrich Junker und Wilhelm Preuß. Sie haben sich ausgiebig mit Leben und Werk von Srehblow befaßt. Eine ganz ausführliche Arbeit hat dabei Herr Junker veröffentlicht. Sie ist im Netz verfügbar, veröffentlicht im Archiv in Hirschberg ( https://jbc.jelenia-gora.pl/Content/25950/KK_27814_-_PreuSS--Friedrich-Wil_27814-Erle_Bach_Buch.pdf). Darin ist auch die Ahnenlinie Barbara Strehblows aufgeführt. Der Name Kittelmann taucht dort nicht auf. So ist es fast sicher, daß der gewählte Name wirklich ein erfundener Name ist. Trotzdem besteht für den Knoblauchzüchter aus dem Vogtland mit der Erzählung „Die Knoblauchschmiede“ ein enger Zusammenhang. Eine der Personen der Geschichte, Alma Kittelmann, züchtet nämlich Knoblauch und versucht sich mit überlieferten Naturheilmitteln. Schon deshalb waren die emsigen „Forschungen“ alle Mühen wert. Herr Kittelmann lernte ein Stück Schlesien kennen, ich das Leben von Erle Bach und ihre Bücher. Und Herr Kittelmann hat nun sogar Kontakt zu einem der Söhne von Frau Srehblow. Wenn das nicht eine Geschichte wert ist.
 Barbara Strehblow starb am 27.5.1996. Am Standort der alten Erlebachbaude gibt es einen Gedenkstein für sie, der am 11.6.2016 in einer Feierstunde enthüllt wurde.
Im Namen unseres Vorstandes wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Osterfest!
Mit heimatlichen Grüßen

Ihr Friedemann Scholz
- Vorsitzender
 

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