Rundbrief 3/ 2021                                                                                        Dresden, 6.7.2021

Liebe Mitglieder der Orts-, Kreis- und Stadtgruppen, liebe Einzelmitglieder unseres Landesverbandes der Landsmannschaft Schlesien!
Das zweite Quartal brachte uns allen noch nicht den erhofften Neustart für unsere Vereinsarbeit. Alle geplanten Veranstaltungen mußten erneut abgesagt oder verschoben werden. Im Juni konnte wenigstens im kleinen Kreis mit den ersten Vorstandssitzungen begonnen werden. Diese wurden vor allem dafür genutzt, neue Termine für die geplanten Veranstaltungen und Projekte zu finden.
Unser Landesverbandstag ist nun auf den 28. August 2021 in Freiberg verlegt worden. Nach der jetzigen Entwicklung zu urteilen, wird er wohl stattfinden können. Die Gastronomiebetriebe durften endlich öffnen, und dadurch können wir auch wieder in den Innenräumen tagen. Die Einladung zu unserer Jahresversammlung erhalten Sie mit diesem Rundbrief.
Trotz der verordneten Zwangspause im Vereinsleben waren wir nicht untätig. Für unser großes Projekt „Friedhof Nieder- Schreiberhau“ haben wir mit Bürgermeister und Kulturamt der Gemeinde zwei neue Termine vereinbart. Vom 1.- 3. und 22.- 24. Oktober sollen die Arbeiten zur Wiederherstellung des Friedhofs stattfinden. Beide Wochenenden wurden uns schriftlich bestätigt und somit auch die erneute tatkräftige Unterstützung durch die Menschen vor Ort. Inzwischen haben wir für beide Einsätze eine finanzielle Förderung über unseren Beauftragten für Vertriebene im Innenministerium, Dr. Jens Baumann, eingereicht. Im letzten Rundbrief haben wir von unserer Absicht berichtet, mit der Gemeinde Langewiese (Dlugoleka) erneut in Kontakt zu treten. In Abstimmung mit dem Beauftragten für Vertriebene und Spätaussiedler verfaßten wir einen Brief an den Bürgermeister der Gemeinde mit dem Vorschlag, das Gedenkkreuz für den sächsischen König Albert im Schloßpark Sibyllenort restaurieren zu lassen. Das Kreuz, das Königin Carola ihrem verstorbenen Gatten widmete, soll mit Fördermitteln und Eigenleistungen unseres Landesverbandes wieder sein ursprüngliches Aussehen erhalten. Der Brief an die Gemeinde, von unserem Mitglied Frau Koziolek- Beier in die polnische Sprache übersetzt, wurde von Dr. Baumann unterzeichnet und aus seinem Ministerium verschickt. Gespannt erwarten wir die Antwort auf unseren Vorschlag.
Als weiteres positives Zeichen in der gegenwärtigen Zeit ist der Eintritt von vier neuen Mitgliedern seit April dieses Jahres zu sehen. Es bestätigt sich einmal mehr, daß die Beschäftigung mit der eigenen Familiengeschichte oft zum Kontakt mit unserer Landsmannschaft führt. Wir möchten unsere neuen Mitglieder in diesem Rundbrief noch einmal herzlich willkommen heißen.
 Als eine der ersten Gruppen führt der „Schlesische Heimatkreis Pirna“ eine Veranstaltung am 17. Juli, 14 Uhr im Restaurant des „Aktiv- Hotel“ Pirna durch. Unter dem Motto „O, wie is de Heemte doch su wunderschien“ gibt es ein buntes Programm rund um unser Brauchtum. Die Vorfreude auf das Treffen nach monatelanger Zwangspause ist entsprechend groß.
 Am 19. Juni fand in Knappenrode die Vorstandssitzung des LV der Vertriebenen und Spätaussiedler statt. Wir sind bekanntlich ein Mitglied dieses Verbandes, und ich nahm als Vorsitzender an der Sitzung teil. Frank Hirche berichtete dabei vom Baufortschritt bei unserem neuen Museum vor Ort. Trotz stark gestiegener Materialpreise und Lieferverzögerungen beim Baumaterial wird am Eröffnungstermin 12. September festgehalten. Das künftige Aussehen des Museums ist nun schon grob zu sehen. Durch den verabschiedeten Doppelhaushalt im Sächsischen Landtag sind jetzt auch die nötigen Finanzmittel abrufbar. Die finanzielle Ausstattung für die Vertriebenen und Spätaussiedler ist gewachsen, allerdings fließen die zusätzlichen Mittel in den Neubau des Museums. Zur Eröffnung des Museums ist auch der sächsische Ministerpräsident eingeladen. Vielleicht besteht dann die Möglichkeit, Herrn Kretschmer ein paar kritische Fragen zu stellen. Mich irritiert, warum die Vertreter der Landsmannschaft Schlesien nicht zur Eröffnung der Regionalvertretung der Woiwodschaft Niederschlesiens in Dresden eingeladen wurden. Es enttäuscht, wenn die echten Brückenbauer aus Vereinen und Verbänden der Schlesier wieder einmal außen vorgelassen werden. Wer arbeitet seit Jahrzehnten mit den Menschen in den ehemaligen Heimatgebieten zusammen- und das trotz dem Auf- und Ab in der „großen“ Politik der beiden Länder? Diese Basisarbeit gehört gewürdigt und deren Vertreter in ein Beratergremium. Mit ihrer Erfahrung könnten sie Lösungsvorschläge mit ausarbeiten oder wertvolle Anregungen geben.
Frank Hirche warb bei der Vorstandssitzung für das erschienene „Liederbuch der Deutschen aus dem östlichen Europa“. Es ist für 10 Euro beim LVS zu bestellen (c.florian-lvs@t-online.de) und wird künftig bei allen Veranstaltungen unverzichtbar sein. Das Buch eignet sich auch hervorragend zum Verschenken. Darin fand ich auch Riesengebirglers Heimatlied. Sogar der richtige Refrain ist abgedruckt- „Riesengebirge, deutsches Gebirge……“. Manchmal habe ich schon „Riesengebirge, schönes Gebirge…..“ als Refrain gehört. Eine politisch- korrekte Version?  Dazu erinnerte ich mich an einen Artikel im „Schlesischen Gebirgsboten“, dem Heimatblatt des Kreises Landeshut, vom Mai dieses Jahres. Der Verfasser hat sich aus anderer Sicht dazu Gedanken gemacht. Ich nutze diesen Artikel für unseren Rundbrief mit seiner Zustimmung. Hier die leicht gekürzte Fassung: „Seit frühester Kindheit begleitet mich unser Riesengebirgslied „Blaue Berge, grüne Täler“. Und schon als Kind wartete ich immer auf den Refrain: „Riesengebirge, deutsches Gebirge, du meine liebe Heimat, du“. Schon einige Takte vorher bereitete ich mich innerlich darauf vor, um dann besonders eindringlich das „deutsche Gebirge“ herauszuschmettern.
Und das ist lange Zeit so geblieben. Auch heute noch singe ich Riesengebirglers Heimatlied gern, manchmal nur für mich allein in meiner guten Stube. Und natürlich fehlen dann auch besagte Worte nicht. Nur singe ich sie nicht mehr so betont wie früher. Sie bleiben für mich Teil des Liedes, sind aber nicht mehr dessen Höhepunkt, auf den alles hinausläuft. Und natürlich singen wir auch bei heimatlichen Zusammenkünften dieses Lied, zuletzt in Landeshut im Oktober anläßlich des Gnadenkirchjubiläums. Doch etwas hat sich geändert. Wir feiern längst nicht mehr allein, sondern in der Gemeinschaft mit unseren polnischen Freunden, die es mittlerweile ja auch im Arbeitskreis selber gibt. Selbstverständlich singen wir mit ihnen gemeinsam dann auch das Riesengebirgslied. Dabei fiel mir auf, daß uns unsere polnischen Freunde überhaupt nicht gram sind wegen des „deutschen Gebirges“, daß ihnen aber das Mitsingen an dieser Stelle nicht leichtfällt. Warum sollte es auch! Sie lieben das Riesengebirge genau wie wir, betrachten sich auch als Riesengebirgler, aber eben alspolnische. Was also tun? Den Liedtext bei gemeinsamen Veranstaltungen ändern? Bei einer unserer Veranstaltungen hörte ich einmal ein schon verstorbenes Arbeitskreismitglied „Riesengebirge, schönes Gebirge“ singen. Ich habe das nicht übernommen. Trotzdem schmerzt es mich, wenn ein so gemütvolles Lied an einer bestimmten, mir durchaus liebgewordenen Stelle auf manchen mir genauso liebgewordenen polnischen Mitsänger befremdlich wirken könnte. So ging ich zu den Quellen des Liedes, das ja ursprünglich von Othmar Fiebiger als Dialektlied verfaßt wurde. Nun kam Fiebiger von der böhmischen Seite des Riesengebirges. Dort spricht man einen uns zwar ähnlichen, aber doch anderen Dialekt. Und in der von ihm geschaffenen ersten Fassung heißt es tatsächlich „Riesageberche, Riesageberche“. Mir drängt sich nun von daher die Frage auf: Warum nicht ab und an mal diese Urfassung des Liedes aufgreifen? Da uns der Anseither Dialekt freilich schwerfallen würde (s. u.), müßten wir ihn ein wenig an unserer heimatliches Landeshuter Idiom anpassen. Wenn wir dabei allerdings merkten, daß uns das Hochdeutsche mittlerweile viel geläufiger ist, vielleicht auch weil wir den heimatlichen Laut zwar oft gehört, aber selbst nie gesprochen haben, dann könnten wir ja auch ins hochdeutsche „Riesengebirge, Riesengebirge“ ausweichen. Das Riesengebirge wird uns das verzeihen. Und der alte Rübezahl wird sich freuen, daß Deutsche und Polen gemeinsam aus vollem Herzen seine Berge preisen!“
Bloe Barche, grüne Täla,
metta drenn a Heisla klen,
herrlich is dos Steckla Erde,
on ich bin ju dart doheem.
Ols ich einst eis Lond gezocha,
hon die Barch mir nochgesah’n
mit dar Kendhet, mit dar Jugend,
woßte ne, wie mir geschah’n.
O mei liewies Riesageberche,
wu die Elbe su heemlich reent,
wu dar Rüwazohl mit sen Zwercha
heit noch Sago on Märlan spennt:
Riesageberche, Riesageberche,
meine lewe Hemert, du!
(Originalversion des Riesengebirgsliedes im
Anseither Dialekt v. O. Fiebiger)                                                                                                                                

In der Sitzung des LVS wurde auch auf das Chortreffen in Reichenbach am 3. Oktober hingewiesen. Die dortige Kirchgemeinde freut sich u.a. auch über kulinarische Beiträge der Vertriebenen. Der LV der LM Schlesien wird deshalb eine „Streuselkuchen- Spende“ zur Verfügung stellen. Weiterhin werden Themenvorschläge für einen neuen Schülerwettbewerb im kommenden Jahr gesucht. Wer von Ihnen hat dazu Ideen?
Für ein neues Projekt des LVS werden Menschen gesucht, die noch den ursprünglichen Dialekt ihrer Herkunftsgebiete sprechen. Die Mundarten sollen in Ton und Schrift für die späteren Generationen konserviert werden. Bitte beteiligen Sie sich daran.
Eine neue Wanderausstellung widmet sich dem Schicksal und dem Thema „Deutsche aus Rußland in Sachsen“. Sie heißt „Heimatwechsel“ und kann beim Beauftragten für Vertriebene und Spätaussiedler angefragt werden. Eine weitere Ausstellung thematisiert die „Wolfskinder“ (ab 25. Juli in der Bibelland- Scheune Pulsnitz/Oberlichtenau zu sehen). Infomaterial zu allen vorhandenen Ausstellungen kann auf der Seite des SMI/ Beauftragten heruntergeladen werden.
In diesem Jahr hat sich der LV der LM Schlesien erstmals an der Nominierung eines Kandidaten für den „ZukunftErbe- Preis 2021“ beteiligt. Wir hoffen, daß wir die Jury mit unserem Vorschlag überzeugen können.
 Von einem Schlesierfreund aus Köln bekamen wir einen ersten Bericht über die Zucht schlesischer Rassetauben, die er auch selbst betreibt. Für mich und Sie sicherlich eine ganz neue Sicht auf Schlesiens Kultur und Traditionen. Den Bericht habe ich zum Abdruck an unserer Verbandszeitung eingeschickt. Vorher wird er auf unserer Netzseite www.lm-schlesien-lvsn.de zu lesen sein.
Ein Mitglied aus dem Erzgebirge machte uns auf ein Angebot für Eisenbahnfreunde aufmerksam. Wer in den ehemaligen Heimatgebieten mit verschiedenen Bahnen unterwegs sein möchte, kann sich an „Schade- Tours“ in Steinigtwolmsdorf wenden. Im aktuellen Katalog finden Sie Bahnfahrten an der Ostsee, in Litauen, Oberschlesien, Nordmähren usw.
Fast unbemerkt von der großen Öffentlichkeit wurde am 23. Juni das Dokumentationszentrum zu Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Berlin eröffnet. Die offiziellen Reden und Verlautbarungen bei der Eröffnung des Museums lassen erahnen, was von der Vision Peter Glotz` und Erika Steinbachs übrigblieb. Nach 22 Jahren, die seit der Initiierung vergangen sind, ist vieles auf der Strecke geblieben. Ablehnung, Verunglimpfung und politischer Druck von außen und innen, haben zu immer neuen „Kompromissen“ geführt. Wo war Erika Steinbach zur Eröffnung? Trotzdem sollten wir zahlreich das Dokumentationszentrum besuchen und uns ein eigenes Bild machen. Wir würden uns über Ihre kurzen Berichte mit Ihren persönlichen Eindrücken freuen.
Auch über unser „digitales Deutschlandtreffen der Schlesier“ am 26. Juni in Hannover gehen die Meinungen auseinander. Sicher, die Absicht war lobenswert. Bei der Realisierung vergaß man, die Basis gebührend einzubinden. So kam die Veranstaltung wie ein Imagefilm für die Bundes- LM herüber, mit schönen Landschaftsbildern Schlesiens und Grußworten von Politikern. Die Chance auf eine Neugestaltung des Programmablaufes wurde vertan.
Zum Abschluß dieses Rundbriefes möchte ich noch von dem kleinen Verein „TILIAE“ aus Liegnitz berichten. Er besteht aus vier Frauen, die selbstlos und voller Entdeckerfreude alte deutsche Friedhöfe aus dem Dornröschenschlaf holen. In den nächsten Tagen werden wir auf unserer Netzseite den Bericht über den Friedhof in Pfaffendorf einstellen. Da können Sie sich selbst ein Bild darüber machen. Wir wollen versuchen, mit diesem Verein in Kontakt zu kommen, evtl. gemeinsame Projekte zu gestalten oder sich gegenseitig zu helfen. Das Beispiel von „TILIAE“ zeigt, daß in Polen verstärkt Interesse an der Geschichte vor 1945 besteht und unverkrampft aufgenommen wird.
 Im Namen unseres Vorstandes wünsche ich Ihnen einen schönen Sommer, wie er früher einmal war….. . Wir sehen uns dann am 28. August in Freiberg! 
Mit heimatlichen Grüßen

Friedemann Scholz

Vorsitzender

Landsmannschaft Schlesien
Landesverband Sachsen - Schlesische Lausitz e.V.

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