Rundbrief 2/ 2020                                                                                  Dresden, 13.04.2020

Liebe Mitglieder der Orts-, Kreis- und Stadtgruppen des Landesverbandes Sachsen/ Schlesische Lausitz, liebe Einzelmitglieder!
So schnell ändert sich der gewohnte Alltag. Von einem Tag auf den anderen ist nichts mehr so wie gestern. Alle persönlichen, beruflichen und ehrenamtlichen Pläne stehen plötzlich auf dem Prüfstand oder fallen schon der derzeitigen Situation zum Opfer. Dazu kommt die von der Politik massiv geforderte Kontaktsperre zu ihren Kindern und Enkeln, die gerade die Älteren besonders schmerzt. Jeder von Ihnen wird zur jetzigen „Krise“ seine eigene Meinung haben. Wir sehen aber alle, daß unser Land stillsteht. Wir als Landesverband wollten Ihnen ein anspruchsvolles Arbeitsprogramm 2020 zum Landesverbandstag in Freiberg vorstellen. Aber auch dieser Termin mußte abgesagt werden. Hoffen wir, daß der sich der Ersatztermin, 23. Mai 2020, für unsere Jahresversammlung halten läßt. Die Einladung haben Sie bereits vorliegen.
Am 7. März begannen wir noch planmäßig mit der ersten Veranstaltung in Horka. Beim Hübner- Bäcker trafen sich 16 frohgemute „Bäckerburschen“ zum Mohn- und Streuselkuchenbacken. In zwei Gruppen wurden unter fachgerechter Unterweisung die kleinen Kuchen für denn Eigenverzehr gefertigt. Es machte allen Teilnehmern viel Freude. Als die Kuchen in den Backofen kamen, genossen alle ein Stück Streuselkuchen mit Kaffee. Die sehenswerte Wehrkirche gleich neben der Bäckerei lernten wir bei einer Führung durch den Pfarrer kennen. Danach konnten wir unsere selbstgefertigten Backwerke in Empfang nehmen und zufrieden die Heimreise antreten. Einige Teilnehmer fuhren noch nach Görlitz und ließen den Tag bei einem Abendessen im „Nachtschmied“ ausklingen. Einen ausführlicheren Bericht mit Fotos von diesem Tag finden Sie auf unserer Netzseite (www.lm-schlesien-lvsn.de).
Zwei Wochen später stand dann der zweite Arbeitseinsatz auf dem ehemaligen evangelischen Friedhof in Giersdorf bei Bunzlau an. Doch dazu kam es schon nicht mehr. Die Grenze an der Lausitzer Neiße wurde geschlossen, alle Vorbereitungen waren umsonst. Wer hätte jemals damit gerechnet, daß unsere schlesische Heimat wieder unerreichbar weit weg ist. Über 20 Interessenten hatten sich das Wochenende fest eingeplant. Wir werden einen Ersatztermin finden. Am 24. April ist die Verschönerung des Friedhofes Schreiberhau in Zusammenarbeit mit der Gemeinde geplant. Die Gemeinde mußte heute dieses Vorhaben absagen und vertagen.  Hier werden wir ebenfalls die Planung wieder neu beginnen müssen.
Jetzt wäre doch eigentlich die Zeit, um die Erinnerungen an Ihre Heimat aufzuschreiben. Notieren Sie Ihre Kindheitserlebnisse, den Verlust Ihres Zuhauses, Flucht- und Vertreibungswege, die Geschehnisse auf diesem Weg, Ihre Aufnahme am neuen Ort. Bereichern Sie unser sächsisches Zeitzeugenarchiv. Nur Sie können noch von dem fast vergessenen Thema berichten.
Heute ist auch einmal Platz für einen kleinen Bericht über einen schlesischen Verein, dem ich auch seit ein paar Jahren angehöre. Mein leider verstorbener Schwiegervater stammte aus Petersgrätz/ Himmelwitz in Oberschlesien, unweit von Groß- Strehlitz. Als ich mit meiner Frau ihre Familiengeschichte erforschen wollte, stießen wir auf einen Förderverein Petersgrätz (www.fv-petersgraetz.de). Dieser war 2005 von Nachkommen der Dorfgründer ins Leben gerufen worden. Nach kurzer Zeit traten wir diesem außergewöhnlichen Verein bei und erfuhren die spannende Geschichte des Dorfes Petersgrätz, einer „evangelischen Insel“ im katholischen Oberschlesien. Das lag an seinen Einwohnern, böhmischen Glaubensflüchtlingen, die der preußische König Friedrich um 1740 ins Land ließ. Als das erste Dorf der böhmischen Brüder (Friedrichsgrätz) aus allen Nähten platzte, wurde Petersgrätz  von 60 Kolonisten (Siedlern) begründet und errichtet. Bis 1945 gedieh das Dorf und blieb evangelisch. Während der Vertreibung gingen die Polen besonders brutal gegen die Evangelischen vor. Einige wurden ermordet, kamen ins Konzentrationslager Blotnitz, wurden gefoltert. Der Förderverein mit seinen deutschlandweit 30 Mitgliedern fand nach seiner Gründung sofort einen guten Draht zu den Verantwortlichen der Gemeinde Himmelwitz, dem Ortspfarrer und seinen Bewohnern. Mit einigen Spendenaktionen konnten wir im Dorf viel erreichen. Ein Denkmal für die Dorfgründer, Gedenktafeln für den ersten Pfarrer in Petersgrätz sowie für die Geschichte des Friedhofes konnten realisiert werden. 2015 wurde das Kriegerdenkmal erneuert. Es gibt starke Verbindungen zur örtlichen Schule, die in Bayern an Schülerwettbewerben teilnimmt und oft auf der Gewinnerliste steht. Der Ortsverschönerungsverein wird unterstützt. Seit Beginn an werden wir als Ehrengäste zum jährlichen Erntedankfest eingeladen. Im letzten Jahr gab es einen Generationswechsel an der Spitze des FV- Vorstandes, der dem Verein hoffentlich auch neue Mitglieder beschert. Inzwischen entstehen die ersten Verbindungen nach Böhmen, in die Herkunftsorte der damaligen Glaubensflüchtlinge. Gibt es unter Ihnen vielleicht auch ein paar ursprünglich „Böhmische“?
Im Namen des Vorstandes wünsche ich Ihnen schöne Frühlingstage und ein baldiges Ende der Ausnahmesituation.
Ich verbleibe mit heimatlichen Grüßen als Ihr
     
Friedemann Scholz- Vorsitzender

Landsmannschaft Schlesien
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